Foto: Elke G.
Nach fast 2,5 Jahren ging es endlich zurück nach Schottland - zum Fèis Ìle, dem Islay Festival of Music and Malt, zu traumhaft schönen Stränden und kulinarischen Genüssen inklusive des ein oder anderen Whiskys.
Unsere Aktivitäten sind hier in chronologischer Reihenfolge aufgelistet und da es ziemlich viele waren, habe ich mich entschlossen, den Artikel aufzuteilen.
Viel Spaß also jetzt bei Teil 2 (zu Teil 1 geht es über den Button unter diesem Absatz) mit dem grandiosen Ardnahoe Kinship Tasting, hochwertigen Stoffen, einem Besuch in Bowmore, tollen Speisen und Getränken, einem Bootsausflug, einem schönen Strand, einem Konzertbesuch und einer bezaubernden Veranstaltung.
Islay Sea Adventures
Leider hatten wir für unseren gebuchten Wildlife Trip einen trüben Tag erwischt, so dass die Tiere sich rar gemacht haben. Wir haben aber einen Seeadler gesehen (zu weit weg für ein gutes Foto), Seehunde, diverse Wasservögel, Rotwild (welches zu den unbewohnten Inseln herüberschwimmt) und einige wilde Ziegen. Ferngläser waren an Bord zur allgemeinen Nutzung vorhanden.
Auch einige der Destillerien sind vom Wasser aus zu sehen. Es gab unterwegs einen Schluck Whisky und Süßigkeiten zur Aufmunterung.
Islay Sea Adventures bietet unter anderem Touren mit Meeresfrüchte-Essen an. Als ich die Platten gesehen habe, die an uns vorbeigetragen wurden, habe ich mich fast ein wenig geärgert, dass ich diese nicht gebucht hatte. Sah alles wirklich köstlich aus!
Islay Woollen Mill
In Schottland gibt es nicht nur den berühmten Harris Tweed. Auch auf anderen Inseln wird traditioneller Stoff gewebt - wie hier in diesem Fall in der Islay Woollen Mill. Diese existiert seit 1883 und wird seit 1981 von Gordon und Sheila Covell geführt. Der Stoff wird im Haus entworfen und auf zwei Dobcross-Webstühlen aus den 1920ern gefertigt.
Einige hier produzierte Stoffe sind in Hollywood-Blockbustern wie Braveheart, Rob Roy oder Forrest Gump zu sehen. Man kann im Shop sowohl Meterware als auch fertige Kleidungsstücke sowie Accessoires kaufen. Ich konnte natürlich nicht ohne einige Meter Stoff weggehen...! ;-)
Kilchoman Distillery
Bei Kilchoman haben wir nur einen kurzen Stopp im Shop eingelegt. Die Destillerie war 2005 die erste neugebaute Brennerei auf Islay. Es handelt sich um eine Farmdestillerie, die bestrebt ist, dass alle Herstellungsschritte für den Whisky direkt vor Ort erfolgen ("from barley to bottle") - von Anbau und Mälzung der Gerste über die Destillation, Reifung und Abfüllung des fertigen Single Malts.
Machir Bay
Von der Kilchoman Distillery aus kommt man schnell zum Strand von Machir Bay.
Sehr hübsch und zum Zeitpunkt unseres Besuches nahezu menschenleer.
Ardnahoe Distillery
Ein absolutes Highlight des Festivals war für mich unsere Teilnahme am Ardnahoe Kinship Tasting.
Die Brennerei wurde von Stewart Laing und seinen Söhnen Andrew und Scott ins Leben gerufen, denen auch die Hunter Laing & Co. Ltd in Glasgow gehört. 2016 wurde das Grundstück für die Destillerie erworben, der Bau begann im Januar 2017. Im Oktober 2018 erfolgte dann die erste Destillation und das erste Fass wurde im November befüllt. Seit 2019 ist die Destillerie auch für Besucher geöffnet.
Eigenen Whisky verkauft die Destillerie noch nicht. Laut Aussage während der Verkostung wird dieser voraussichtlich 2024 auf den Markt gebracht. Beim Ardnahoe Kinship Tasting kamen daher sechs erlesene Tropfen aus den Lagerhäusern von Hunter Laing auf den Tisch. Wir wurden von Stewart Laing begrüßt, der anschließend die Leitung der Verkostung an seinen Sohn Scott übergab.
Unser Tasting bestand aus den folgenden Whiskys:
Bowmore 33 Jahre
Bruichladdich 31 Jahre
Bunnahabhain 32 Jahre
Caol Ila 32 Jahre
Laphroaig 31 Jahre
Jura 29 Jahre
Müsste man diese Whiskys kaufen, hätten sie zu diesem Zeitpunkt insgesamt 3.325 britische Pfund gekostet, wobei der Bruichladdich 31 und der Jura 29 gar nicht einzeln erhältlich sind.
Alle Whiskys haben ihren eigenen Geschmack und Charakter, daher sagt man: Wenn jemand keinen Whisky mag, hat er/sie nur noch nicht den richtigen gefunden. ;-) Ich fand sie alle gut - mein Favorit war in diesem Fall aber der Bunnahabhain.
Das Tasting fand morgens um 9:45 h statt, was ich gut fand, da es in der Destillerie noch nicht so voll war. Es gab einen Parkplatz, von dem ein Shuttlebus die Gäste alle paar Minuten hin- und herbeförderte. Da Jürgen gehbehindert ist, durfte er mit dem Auto sogar bis vor die Tür der Brennerei fahren. :-)
Selbstverständlich muss man nicht morgens um kurz vor Zehn schon sechs Gläser Whisky trinken...
Für die Autofahrer gab es extra kleine bereits beschriftete Fläschchen, in die man die Whiskys für später abfüllen konnte (wir hatten vorsichtshalber eigene Fläschchen mitgebracht). Außerdem bekam jeder Teilnehmer noch eine isolierte Edelstahl-Wasserflasche als Geschenk.
Meine Freundin und ich waren übrigens die einzigen Frauen in der international besetzten Verkostung. :-)
Die Destillerie hat wirklich eine spektakuläre Aussicht!
Als ich einen Mitarbeiter darauf ansprach, antwortete er mir, dies sei die beste Aussicht von allen Destillerien, in denen er je gearbeitet hätte.
Das Rahmenprogramm am Tag der offenen Tür war auch sehr nett. Es gab Livemusik, die wir bei strahlendem Sonnenschein draußen genießen konnten. Die Keills Primary School hatte einen Stand mit selbstgebackenen Leckereien aufgebaut, so dass wir uns zwischendurch mit Kuchen und Cappuccino stärken konnten.
Ganz besonders positiv ist mir auch noch die Reaktion der Shopmitarbeiter aufgefallen, als wir die Brennerei betreten haben. Hinter der Theke standen drei strahlende Damen, die ganz aufgeregt winkten und "Hello!" bzw. "Welcome!" riefen. Was für eine nette Begrüßung! :-)
Foto: Elke G.
Bowmore Distillery
Die Bowmore Distillery liegt mitten im Ort Bowmore, der "Verwaltungshauptstadt" der Insel Islay, was die Parkplatzsuche am Tag der offenen Tür etwas erschwerte. In einer Seitenstraße fanden wir aber schließlich noch eine Lücke.
Die Bowmore Distillery wurde als erste legale Destillerie auf Islay erstmals 1779 erwähnt, womit sie die älteste Destillerie auf der Insel und die zweitälteste in Schottland ist. Sie hat in dieser Zeit einige Male den Besitzer gewechselt und gehört heute zum Beam Suntory-Konzern. Von 1940 bis 1943 wurde sie als Luftwaffenstützpunkt der Royal Air Force genutzt. 1980 besuchte Queen Elizabeth II. die Brennerei.
Durch ihre Lage mitten im Ort vermittelt die Bowmore Distillery nicht so ein gemütliches Flair wie einige der anderen Brennereien auf Islay. Shop und Tastingraum sind aber auch sehr nett gemacht.
Bowmore
Foto: Jürgen A.
Wie oben bereits erwähnt ist Bowmore so etwas wie die Inselhauptstadt. Dort gibt es eine ganze Reihe an Geschäften und auch einen Supermarkt. Das auffälligste Bauwerk im Ort ist sicherlich die runde Kirche am Ende der Hauptstraße. Leider war sie bei unserem Besuch geschlossen. Ein freundlicher Herr, der davor auf einer Bank saß, erklärte uns, dass jemand kommen und sie öffnen würde, wenn man die Telefonnummer im Schaukasten vor der Tür anriefe. Dieses Angebot haben wir aber nicht in Anspruch genommen.
Lecker essen kann man in Bowmore in der "Peatzeria". Allerdings ist diese immer gut besucht und man sollte zeitig reservieren, um überhaupt einen Tisch zu bekommen. Wir hatten spontanes Glück, mussten aber bei recht kühlem Wetter draußen sitzen - in dicken Jacken ging das aber auch.
Foto: Jürgen A.
Robin Laing - a whisky flavoured concert
Abends besuchten wir das Konzert von Robin Laing in der Bruichladdich Hall. Er ist wegen seiner zahlreichen Songs über Whisky auch als der "Whisky Bard" bekannt geworden und gab während des Konzerts einige Anekdoten zum Besten. Natürlich gab es auch hier wieder Whisky zur Show! ;-)
The Enchanting Scotland Show, Rhinns Hall Portnahaven
Foto: Elke G.
Bei der Enchanting Scotland Show wussten wir erst nicht so recht, was uns erwartet. Die Beschreibung bei Buchung versprach, uns die Geschichte Schottlands der letzten 12.000 Jahre näherzubringen inkl. Musik, Dichtkunst und Geschichten.
Wir kamen kurz vor Beginn in der Rhinns Hall in Portnahaven an und suchten uns einen Sitzplatz. Es gab Livemusik und einige kleine Verkaufsstände. Wir bekamen Kaffee angeboten und hätten auch die Möglichkeit gehabt, uns einen Snack zu bestellen. Etwas irritiert waren wir, weil die Veranstaltung eigentlich um 14 h hätte beginnen sollen, aber mehr als eine halbe Stunde später immer noch nicht angefangen hatte. Wir fragten nach und bekamen als "Trost" erstmal einen Whisky eingeschenkt. ;-)
Mit einer Stunde Verspätung ging es dann los. Wie sich herausstellte, hatten sich wohl so viele Leute zu der Veranstaltung angemeldet, dass im Veranstaltungsraum erst noch zusätzlich bestuhlt und eingedeckt werden musste.
Es war ein vergnüglicher Nachmittag, bei dem verschiedene Whiskys zur Verkostung kamen, die zum Teil längst nicht mehr erhältlich sind und unter anderem aus der Privatsammlung der Gastgeberin stammten. Hätten wir vorher geahnt, dass es während der Show nur Kekse und - auf Nachfrage - etwas Brot gab, hätten wir vielleicht vorher doch noch einen Snack bestellt, zumal wir für abends auch noch ein 7-Gänge-Whisky Dinner im Port Charlotte Hotel gebucht hatten.
Ich habe dann nur genippt, weil irgendjemand ja noch fahren musste...
Mir hat besonders gut die Geschichtenerzählerin gefallen, die von dem mystischen Seehundvolk der Selkies berichtete.
Whisky Tasting Dinner im Port Charlotte Hotel
Das Port Charlotte Hotel lag auf dem Weg zu unserem Ferienhaus, so dass wir immer daran vorbeikamen, wenn wir irgendwo hingefahren sind. Mehrfach haben wir auf dem Rückweg von einer Veranstaltung auf ein Bier dort angehalten.
Die Buchung des Whisky Dinners war eher ein Zufall. Eigentlich wollten wir eine Meeresfrüchteplatte bestellen, wofür das Hotel sich 48 Stunden Vorlaufzeit erbittet, so dass die örtlichen Fischer den entsprechenden Fang bereitstellen können. An dem von uns gewünschten Tag fand aber das Whisky Tasting Dinner statt, so dass das Hotel uns für die Meeresfrüchteplatte absagen musste. Beim Dinner waren aber noch vier Plätze frei, also haben wir diese spontan gebucht.
Nach dem Whiskytasting am Nachmittag war das ganz schön heftig, so dass wir wieder kleine Fläschchen zum Abfüllen mitbrachten... ;-) Die ersten Gänge gab es im Salon auf die Hand - anschließend ging es nach nebenan ins Restaurant.
Zu jedem Gang gab es einen Whisky, der von Caroline Dewar, einer international anerkannten Whiskyexpertin, explizit zum jeweiligen Gericht ausgesucht worden war. Zu jedem Whisky gab es einige erklärende Worte. Wir hatten supernette Tischnachbarn, mit denen wir uns gut unterhalten haben.
Das Hotel verfügt neben dem Restaurant auch über einen Pub, in dem man gemütlich sitzen und klassisches Pub-Essen bestellen kann. Unsere Männer haben gleich für nächstes Jahr ein Zimmer während des Festivals gebucht.
Port Ellen Distillery
Die Port Ellen Distillery war von 1825 bis 1983 in Betrieb. Derzeit wird sie vom Eigentümer Diageo aus dem Dornröschenschlaf wiedererweckt. Die Stills sind noch im Bau und die Brennerei soll voraussichtlich 2023 eröffnen.
Kuriositäten
Auch, wenn Islay als die ultimative Whiskyinsel gilt, gibt es dort noch andere alkoholische Getränke zu entdecken. So werden dort zum Beispiel auch Wein (Islay Wines) und Rum produziert. Den Wein haben wir nicht probiert, aber Islay Rum einen kurzen Besuch abgestattet. Der Betreiber zeigte uns seine Destillieranlage und erklärte, dass er - obwohl auf Islay aufgewachsen - immer eher ein Rum- als ein Whiskyfan gewesen ist, so dass er auf die Idee kam, auf Islay Rum herzustellen. Dieser ist zwar eher für Cocktails gedacht, schmeckte uns aber auch pur ganz gut.
Außerdem gibt es auf der Insel handgemachte Schokolade von Islay Cocoa, die wir beim Bruichladdich Open Day getestet haben und die auch sehr lecker war.
Rückreise
Nach einer tollen Woche auf Islay mit schönem Wetter, netten Leuten und unzähligen Veranstaltungen ging es zurück nach Hause.
Während unsere Freunde noch ein paar Tage in Edinburgh verbrachten, schoben wir eine Zwischenübernachtung in Stirling ein und fuhren von dort am nächsten Morgen wieder zur Fähre nach Newcastle. In Stirling haben wir tatsächlich dieses Mal nur übernachtet und uns nichts weiter angeschaut.
Zweieinhalb Wochen später waren wir schon wieder zurück in Schottland - dieses Mal auf der Insel Mull.
Der Artikel hierzu erfolgt dann als nächstes.
Wart ihr schon mal beim Islay Festival oder einfach nur so auf der Insel?
Mich würde interessieren, was euch besonders gut gefallen hat und was sich eurer Meinung nach zu besuchen lohnt. Hinterlasst hierzu gerne einen Kommentar.
Weitere Artikel zum Islay Festival findet ihr hier.