Gerste, Wasser und Hefe - mehr Zutaten braucht es nicht für die Herstellung von "uisge beatha" (Wasser des Lebens). Nirgendwo auf der Welt konzentrieren sich die Destillerien auf so kleiner Fläche wie in der Speyside.
Die Speyside hat ihren Namen vom River Spey, der durch die Region hindurchfließt und für viele der hier hergestellten Whiskys das Wasser liefert. Insgesamt sind etwa 50 Destillerien in der Gegend ansässig, wovon sieben aktive und eine historische Destillerie sowie die Speyside Cooperage auf dem sogenannten "Malt Whisky Trail" liegen. Der Malt Whisky Trail ist beschildert, so dass er problemlos mit dem Auto "erfahren" werden kann.
Nicht alle Destillerien in der Speyside sind für Besucher zugänglich. Während man sich in vielen von ihnen spontan einer Führung anschließen kann, muss man bei einigen im Voraus buchen. Bei Besuchswunsch empfiehlt es sich also, vorher die Webseite der jeweiligen Destillerie zu checken.
Scherzhaft sage ich immer: "Noch drei Führungen mehr und ich kann den Whisky selber machen!" :-) Was nichts anderes heißen soll als: Da wir schon diverse Destillerieführungen mitgemacht haben, beschränken wir uns inzwischen hauptsächlich darauf, die Shops zu besuchen und - falls möglich - besondere Abfüllungen zu erstehen.
(Charlestown of) Aberlour
Aberlour ist ein kleiner Ort in der Council Area Moray, welcher in seiner heutigen Form 1812 von Charles Grant of Elchies gegründet wurde. Die Einwohnerzahl liegt knapp über 1000.
Viele Jahre lang gab es in Aberlour ein Waisenhaus, in dem rund 500 Kinder untergebracht waren. Heute ist davon nur noch der Uhrenturm übrig und im Memorial Garden kann man die Geschichte des Waisenhauses auf Informationstafeln nachlesen.
In Aberlour gibt es - neben der Aberlour Distillery - auch die Produktionsstätte und den Fabrikverkauf des bekannten Walker Shortbread sowie einige hübsche kleine Geschäfte und einen Supermarkt. Der Delikatessenladen auf der Hauptstraße hat mir besonders gut gefallen. Die in der Nähe beheimatete "Knockando Woolmill" hatte leider gerade geschlossen, als wir dort waren.
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The Mash Tun Whisky Bar
Gehen zwei Frauen in eine Whisky-Bar und bestellen Kamillentee...
Was wie der Beginn eines schlechten Witzes klingt, hat sich tatsächlich so ereignet, weil uns auf der Autofahrt schlecht geworden ist. ;-) Es ist keine gute Idee, bei kurvenreicher Fahrt auf dem Rücksitz sitzend auf sein Smartphone zu gucken!
In der Mash Tun gibt es neben zahlreichen Whiskys - darunter die exklusive Glenfarclas Family Cask Collection - auch eine umfangreiche Speisekarte mit erschwinglichen Gerichten sowie Übernachtungsmöglichkeiten. Solltet ihr dort essen wollen, solltet ihr beachten, dass die Küche zwischen 14:00 und 18:00 Uhr geschlossen ist. Ein Blick auf die Internetseite ist daher auch hier ratsam.
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The Dowans Hotel
Das familiengeführte Dowans Hotel bietet neben Übernachtungsmöglichkeiten auch zwei Restaurants und zwei Bars. Da wir für unsere Reservierung im "57" etwas zu früh waren, wurden wir für einen Aperitif in die opulente MBar geführt.
Das Essen im 57 bestand in unserem Fall aus sehr bodenständigen Gerichten - wie zum Beispiel einem Burger und einer hausgemachten Suppe - und war sehr lecker.
Anschließend sind wir noch in die Whisky-Bar "The Still" gewechselt, in der die Karte eher an einen Ordner erinnert, da es dort über 500 offene Whiskys gibt!
Aberlour Distillery
Die Aberlour-Destillerie wurde im Jahr 1879 von James Fleming am Zusammenfluss des Baches Lour mit dem River Spey gegründet. Sie liegt sehr zentral in der Speyside und ist am einfachsten mit dem Auto erreichbar. Die Destillerie ist fast ganzjährig für Besucher geöffnet und es können verschiedene Führungen und/oder Verkostungen gebucht werden. Diese dauern zwischen einer und anderthalb Stunden und kosten zwischen 15 und 45 Pfund pro Person (Stand: Juli 2019).
Genauere Infos findet ihr auf der Webseite der Destillerie.
Ballindalloch Castle
Als wir den Shop der Aberlour Distillery besuchten, empfahl uns der Mitarbeiter dort einen Besuch im nahegelegenen Ballindalloch Castle, da es dort nicht so überlaufen sei, also haben wir einen Ausflug dorthin gemacht.
Der Bau von Ballindalloch Castle am Fluss Avon begann im Jahr 1542 und wurde 1546 vollendet.
Das Schloss befindet sich bis heute im Besitz der Macpherson-Grant-Familie und wurde mehrfach der jeweiligen Zeit gemäß umgebaut.
Wie bei fast allen der Öffentlichkeit zugänglichen Schlössern und Burgen in Schottland habt ihr auch hier die Wahl, entweder Schloss und Garten oder nur den Garten zu besuchen. Wir haben uns für letzteres entschieden und es nicht bereut. Es gibt dort einen wunderschönen Park mit vielen alten Bäumen und einem tollen Walled Garden. Für Kinder gibt es am Eingang einen Spielplatz und auch eine Hundewiese ist vorhanden. Gift Shop und Restaurant sind auch für Gäste zugänglich, die lediglich eine Eintrittskarte für den Garten erstanden haben.
Ballindalloch Castle ist zwischen Karfreitag und dem 30. September von Sonntag - Freitag geöffnet (Achtung - samstags geschlossen!). Der Eintritt beträgt 6 Pfund/Person für den Garten und 12 Pfund/Person für Garten und Schloss. Es gibt Ermäßigungen für Kinder, Senioren und Familien, außerdem kann ein Saisonticket erworben werden (Stand: Juli 2019).
The Macallan Distillery
Macallan war eine der ersten legalen Whiskybrennereien in Schottland und wurde im Jahr 1824 von Alexander Reid gegründet. Die Destillerie legt besonderen Wert auf ausgesuchte spanische Eichenfässer, in denen der Whisky dann viele Jahre zu seiner endgültigen Qualität heranreift.
Auf dem Gelände der alten Brennerei entstand eine wahre Whiskykathedrale aus Glas, Stein, Holz und Metall mit einem geschwungenen Dach, welches an die grünen Hügel der schottischen Landschaft erinnert. Eine Mitarbeiterin des Shops erzählte mir, dass die Baukosten ca. 142 Millionen Pfund betrugen.
Im Erdgeschoss befinden sich der Shop und das Bistro sowie eine riesige Regalwand voller Whiskyflaschen, darunter ein Exemplar, welches bei einer Versteigerung 850.000 Pfund (!) eingebracht hat, da es zu einer von Künstlern gestalteten limitierten Auflage gehörte.
Führungen bei Macallan sollten vorab gebucht werden. Wenn ihr nur probieren möchtet, könnt ihr die Bar im oberen Stockwerk besuchen, wo es diverse Whiskysorten zur Auswahl gibt. Wir haben - auch bei anderen Destillerien - einen sogenannten "Flight" bestellt. Hier bekommt ihr drei oder mehr verschiedene Whiskys zum Verkosten. Oft hat man auch die Wahl zwischen verschiedenen Flights, die je nach Exklusivität im Preis variieren. Diesen Flight haben wir uns dann geteilt, so dass jeder mal von jeder Sorte kosten konnte.
Strathisla Distillery
Strathisla ist die älteste aktive Destillerie in den schottischen Highlands und existiert seit 1786. Da sie zu Chivas Brothers gehört, ist ihr Single Malt Whisky ein Hauptbestandteil des Chivas Regal Blends.
Im zweiten Weltkrieg fiel die Destillerie Londoner Schwarzmarkthändlern in die Hände, die den Whisky gewinnbringend verkauften und die Destillerie verfallen ließen. 1950 kaufte Chivas Brothers die Destillerie und restaurierte sie. Sie ist heute ein beliebtes Fotomotiv (wie ihr auch am Titelfoto meines Artikels sehen könnt). ;-)
Die Destillerie-Führung kostet 15 Pfund/Person. Außerdem gibt es für 60 Pfund/Person die Möglichkeit, die Führung mit der Kreation eines eigenen Blends zu verbinden. Zu beachten ist, dass Strathisla eine sogenannte "Silent Season" hat, in der Wartungsarbeiten durchgeführt werden. In dieser Zeit ist diese Veranstaltung etwas preisgünstiger. Außerdem können verschiedene Verkostungen gebucht werden (Stand Juli 2019).
Wer keine Führung besuchen möchte, kann einfach in den Shop gehen und dort in einem gemütlichen Raum den ein oder anderen Dram probieren.
Speyside Cooperage
Ein entscheidener Bestandteil der Whiskyherstellung ist natürlich das Fass. Da sie dicht und gleichzeitig atmungsaktiv sind, kommen nur Eichenfässer für die Lagerung in Frage. In der Speyside Cooperage werden diese Fässer in Handarbeit hergestellt. Da die Küfer nach Stückzahl bezahlt werden, sind sie ganz schon schnell beim Zusammenbau... ;-)
Wer sich einer Führung anschließt, kann sich den Prozess zunächst in einem kurzen Film und dann live in der gläsernen Produktion anschauen. Die Führung kostet 4 Pfund/Person (Stand: Juli 2019) und wer möchte, kann sich hier am Zusammenbau eines Minifasses versuchen. Es gibt einen Souvenirshop und ein Café, welches mit Fassmöbeln eingerichtet ist.
Glen Moray Distillery
In der Glen Moray Distillery haben wir im Shop Whisky probiert und Kaffee getrunken. Es war gerade ein deutscher Reisebus angekommen, so dass es sehr voll wurde.
Glen Moray hat sich von einer Brauerei zu einer Destillerie entwickelt, deren Whisky in einer Reihe unterschiedlicher Fässer gelagert wird (von Sherry bis Portwein ist alles dabei). In den 1950ern wurde die Destillerie vergrößert und es wurden neue Kupferbrennblasen installiert. Seit 2008 gehört Glen Moray zur auf Spirituosen spezialisierten Bardinet-Gruppe.
Besonders stolz ist die Glen Moray-Destillerie darauf, dass es von ihrer Gründung bis zum heutigen Tag nur fünf verschiedene Master Distiller gab.
Auch bei Glen Moray können verschiedene Touren und Tastings - u.a. auch in Kombination mit Schokolade ;-) - gebucht werden. Die günstigste Führung kostet 5 Pfund/Person und beinhaltet die Verkostung zweier Whiskys (Stand: Juli 2019).
Elgin
Elgin ist die größte Stadt und Verwaltungssitz in Moray und wurde im Jahr 1040 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, als Macbeth König Duncan I. in unmittelbarer Nähe des Ortes tötete. Der Bau der Kathedrale, die während der schottischen Reformation zerstört wurde, wurde 1224 von Papst Honorius III. verfügt.
Wir haben uns nur kurz für einen Kaffee in Elgin aufgehalten und ein paar Fotos von der Kathedrale geschossen (das Besucherzentrum war bereits geschlossen). Sicherlich ist Elgin aufgrund seiner reichen Geschichte aber eine genauere Betrachtung wert.
Unterkunft
Glenarder ist ein hübsches und sehr gemütliches kleines Cottage für vier Personen in der Nähe des Malt Whisky Trail. An den vielen persönlichen Gegenständen kann man sehen, dass die Eigentümer zwischendurch immer mal wieder selbst dort Zeit verbringen. Bei der holprigen Zufahrt muss man etwas vorsichtig fahren, aber dafür wird man in jedem Fall mit einer tollen Rundumaussicht belohnt. Ein Auto (oder anderer fahrender Untersatz) ist zwingend erforderlich.
Das Cottage liegt sehr zentral in der Speyside; der nächstgelegene Ort ist Aberlour.
AUSFLÜGE
Deanston Distillery (Highlands)
Die Geschichte von Deanston begann im Jahr 1785 zunächst mit einer Baumwollspinnerei. Diese war so erfolgreich, dass man für die Mitarbeiter ein eigenes Dorf bauen und eine eigene Währung herausgeben konnte, die in diesem Dorf gültig war. Außerdem war Deanston das erste Dorf in Schottland, das mit Gaslaternen ausgestattet wurde.
Als die Baumwollproduktion in den 1960er Jahren zurückging, wandte man sich der Whiskyproduktion zu. 1974 wurde die erste Flasche Deanston Single Malt produziert. Im Jahr 2012 wurde das Deanston-Besucherzentrum eröffnet.
Bei Deanston kann man zwei verschiedene Führungen und ein Warehouse Tasting buchen. Die Führungen kosten jeweils 9 Pfund/Person (inkl. einer Kostprobe) bzw. 12 Pfund/Person (inkl. zweier Kostproben). Das Warehouse Tasting kostet 35 Pfund/Person und beinhaltet die Verkostung dreier Whiskys (Stand: Juli 2019).
Dalwhinnie und Edradour Distillery (Highlands)
Auf dem Weg zu unserem Cottage haben wir unter anderem Halt bei der Dalwhinnie und der Edradour Distillery gemacht.
Dalwhinnie wurde 1897 unter dem Namen Strathspey gegründet und liegt im Cairngorms National Park. Ein Shopmitarbeiter erzählte uns, dass Dalwhinnie im Winter einer der kältesten Orte in Großbritannien sei mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt.
Die Führungen bei Dalwhinnie kosten zwischen 12 und 50 Pfund/Person inklusive Verkostung. Auch hier gibt es die Option, Whisky und Schokolade zu kombinieren. Vorbuchung wird erbeten (Stand: Juli 2019).
Bei Edradour in Pitlochry, Highland Perthshire, waren wir schon sehr oft und haben auch schon etliche Führungen besucht. Im Ort Pitlochry selbst gibt es viele kleine Shops, Cafés und Restaurants, in denen man sich die Zeit vertreiben kann. Eine etwas ausführlichere Beschreibung gibt es hier.
Photo Gallery
Hier noch einige weitere Impressionen...
Ich hoffe, die kleine Reise durch die Speyside hat euch gefallen.
Habt ihr einen Lieblingswhisky oder eine Lieblingsdestillerie?
Hinterlasst gern einen Kommentar.
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